Christoph Carl

Christoph Carl

Interieur Designer & Visual Merchandiser

3. Juni 2016

Stuttgart

Der Interieur Designer und Visual Merchandiser Christoph Carl ist ein Mann der Gegensätze. Er vereint Traditionsbewusstsein mit Extravaganz, Zeitloses mit Schnelllebigem. An seinem Esstisch, einem selbst restaurierten Stück aus lasiertem Vollholz und Metallgestell, serviert er Kaffee in Tassen mit Sechziger-Jahre-Muster, die er von seiner Großmutter geerbt hat. Auf der schwarzlackierten Konsole neben ihm thront ein Porzellanpferd, hinter ihm hängt ein Flat-Screen-Monitor. Aufgewachsen ist der kreative Querkopf in einem Dorf mit nur 52 Einwohnern. Sein Berufswunsch trieb ihn bald hinaus aus der Landidylle: Von Mannheim über München und Wien bis in den Stuttgarter Süden. Hier hat sich Christoph in einem enormen Bauprojekt einen Wohntraum verwirklicht: Unter seiner Planungsregie wurden zwei separate Stockwerke zu einer offenen Maisonette-Wohnung verbunden. Diverse Wände ließ er entfernen, Räume versetzen und den Balkon nach innen vergrößern. Seine Einrichtung ist komplett in Schwarz, Weiß und Grau gehalten. Antiquitäten, Designerstücke und Flohmarktfunde sind zu einem stilsicheren Gesamtbild arrangiert. Es ist bereits Christophs dritte Wohnung in der Neckarmetropole, jede von ihnen hat er mit viel Herzblut saniert und renoviert, bevor er weiterzog. Über sein jetziges Zuhause sagt er: „Hier bin ich angekommen.“

“Schon in jungen Jahren habe ich Einrichtungsbücher geliebt. Ich wollte immer selbst etwas von USM besitzen.”

Christoph, du hast deine Wohnung nach deinen Wünschen komplett umgestaltet. Wie kam es dazu?

Das war eigentlich reiner Zufall. Die obere 3-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung hatte ich schon gekauft, als der Makler zu mir sagte: „Die Wohnung darunter ist auch noch zu haben, das wäre vielleicht was für sie." Wir haben das dann mal durchgeplant, ich wollte alles offen haben. Hier sind Tonnen von Stahl verbaut, ein komplettes Gerüst umspannt die Wohnung.

Deine Einrichtung vereint stimmig mehrere Jahrhunderte Möbelgeschichte, Design-Klassiker und persönliche Stücke. Bringt das der Beruf mit sich?

Was mir gefällt, ist reines Bauchgefühl. Ich finde es vor allem spannend, wie sich die Dinge verändern. Die Wohnbedürfnisse sind immer im Wandel und man entwickelt sich weiter. Früher habe ich ganz anders gewohnt, eher barock. Da haben mich wahrscheinlich meine Eltern geprägt. Wir waren keine Urlaubsmenschen, aber ich habe so ziemlich jedes Schloss im Umkreis von 300 km gesehen. Die Einflüsse sind noch immer da. Seit zwei Tagen wohnt in meinem Schlafzimmer ein neuer Mitbewohner, ein wunderschöner Louis-Seize-Sessel, den ich selbst gepolstert habe.

Es gibt hier fast kein Möbelstück, an das du nicht selbst Hand angelegt hast, richtig?

Ja, wenige. Eines meiner Lieblingsstücke ist die Empire-Kommode im Wohnzimmer, ein Dachbodenfund! Die war rabenschwarz. Ich habe sie abgezogen und mit Shellac poliert. Mich fasziniert die Schlichtheit und gleichzeitig die unglaubliche Mühe dahinter.

“Ich habe in vielen Städten gelebt und bin so oft umgezogen. Heute bin ich einfach wahnsinnig gern zuhause.”

Du bist auf dem schwäbischen Land aufgewachsen. Wie denkst du über das Dorfleben?

Bei uns im Dorf gab es gerade mal 17 Häuser und 52 Einwohner. Trotzdem kann ich mir ein liberaleres und offeneres Elternhaus als meins nicht vorstellen. Mich hat das sehr geprägt, aber ich könnte heute nicht mehr auf dem Land wohnen. Ich brauche das Stadtleben.

Und woher kommt dein Bezug zu alten Möbeln und Antiquitäten?

Unser Haus dort ist seit 500 Jahren im Familienbesitz. Da standen natürlich jede Menge Antiquitäten herum, die irgendwann auf dem Dach gelandet sind. Ich fand das immer spannend! Vor allem, ihnen wieder Leben einzuhauchen, sie wieder aufleben zu lassen. Mittlerweile ist mein Vater leider verstorben. Ich habe das Haus geerbt, am Wochenende pendle ich regelmäßig und kümmere mich darum.

Neben Holz scheint Metall deine zweite große Einrichtungsliebe zu sein. Täuscht der Eindruck?

Nein, das täuscht nicht. Man kann so tolle Dinge daraus machen! Mein Vater hat mir das mitgegeben, er war Werkzeugmacher. Aufgewachsen bin ich in seiner Eisenwerkstatt, sozusagen zwischen Stahl und Eisen, mit schwerem Gerät in der Hand.

In deinem Wohnzimmer steht auch ein USM Haller Sideboard. Wie kamst du dazu?

Bei meinem USM Haller Sideboard kommt natürlich meine Prägung dazu. Ich habe in der Werkstatt von klein auf gesehen, wie solche Dinge entstehen. Diese klare Schlichtheit und Ästhetik, das finde ich wahnsinnig toll. Schon in jungen Jahren habe ich Einrichtungsbücher geliebt und wollte immer selbst etwas von USM besitzen. Hier in Stuttgart war es dann von Anfang an beim Umbau mit eingeplant.

Das USM Möbelbausystem Haller nimmt in deiner Wohnung eine zentrale Rolle ein: Es ist dein Treppengeländer. Erzähl uns mehr darüber!

Ich mag einfach keine normalen Treppengeländer! Für mich war das deshalb ganz klar. Erst vor kurzem kam noch eine Ebene hinzu, weil baurechtlich einige Zentimeter bis zur erforderlichen Brüstungshöhe fehlten. Jetzt ist es abgenommen und alles in trockenen Tüchern. Es war natürlich perfekt, dass das so möglich war.

Hast du dich deshalb für USM entschieden, weil es so viele Möglichkeiten bietet?

Ja, auf jeden Fall. Bei mir ist es Geländer, Sideboard, in dem ich schlicht meine Aktenordner unterbringe, und Show-Vitrine. Ich habe da eine kleine Bühne, in der steht, was mir lieb ist. Zum Beispiel meine Schmuckschatullen-Sammlung.

Was bewahrst du darin auf?

Vor kurzem habe ich mir die Mühe gemacht, alle Schatullen durchzuschauen. Fast in jeder ist ein Teil meines Lebens, zum Beispiel eine Uhr von meinem Urgroßvater. Auch aus jeder Stadt ist etwas hängen geblieben. Leider bleiben Freunde oft nicht, weil man einfach weiterzieht. Aber das bleibt mir erhalten.

Du hast davon gesprochen, wie wichtig Entwicklung und Wandel für dich sind. Kannst du dich von Dingen trennen?

Ja, ich kann sehr gut loslassen. Wohnungen genauso wie Möbel. Was ich nicht will, ist ein Museum. Ich arbeite als Visual Merchandiser ja hauptberuflich in einem Bereich, in dem ich nur Momentaufnahmen produziere, nichts für die Ewigkeit. Dinge dürfen mich eine Zeit lang begleiten und müssen dann wieder gehen. Das betrifft auch mein USM Haller Sideboard, so sehr ich es liebe: Es gehört dieser Wohnung. Sollte ich sie jemals veräußern, wird es hier bleiben.

Du hast auch erzählt, dass deine Freunde von dir behaupten, du könntest nicht ohne neues Bauprojekt leben. Steht dann jetzt ein weiterer Umzug bevor?

Nein, das nicht. Ich fühle mich wahnsinnig wohl in meinem Viertel und finde es toll, wie es sich entwickelt. Ich habe in vielen Städten gelebt und bin so oft umgezogen. Heute bin ich einfach gern zuhause. Mein neues Bauprojekt ist eher mein Haus auf dem Land. Ich glaube, nein, ich weiß: Ich bin hier ein glücklicher Mensch.

Wir danken Christoph für das Interview, Kaffee, Kuchen und den spannenden Einblick in sein Leben.

Dieses Porträt hat das internationale Interviewmagazin Freunde von Freunden produziert. Noch mehr USM Möbel für das Büro und das eigene Zuhause finden sich hier.