Tim Wichmann & Christian Jaeger

Tim Wichmann & Christian Jaeger

Industriedesigner

9. Januar 2017

München

Mitten im Herzen von München arbeiten Tim Wichmann und Christian Jaeger. 2010 gründeten die beiden Designer mit „The Kaikai Company“ ihr Unternehmen für Industrie- und Produktdesign. Der eine stammt aus Baden-Württemberg, der andere aus Nordrhein-Westfalen – doch in Bayerns Hauptstadt fühlen sie sich beide wohl. Vor allem in ihrem aktuellen Büro. Hohe Wände aus Backstein, große Fenster und fehlende Türen sind das Grundkonzept ihrer Kreativoase. Für Tim Wichmann und Christian Jaeger ist Arbeitszeit auch Lebenszeit. Kein Wunder also, dass Teile der Einrichtung aus ihrem Privatbesitz stammen. Und die Geschichten über ihre Möbelstücke geben ungewöhnliche Einblicke in das Leben und die Köpfe der beiden Designer.

Tim und Christian haben die USM Haller Möbel von Tims Vater geerbt.

Wie habt ihr zwei euch denn kennengelernt?

Tim: Christian und ich sind uns in einer Firma in Österreich über den Weg gelaufen. Er brachte diese Herzlichkeit aus dem Pott mit und er konnte über meine verschiedenen imitierten Dialekte lachen – und ganz nebenbei war er extrem kreativ. Wir haben dann immer mehr an Projekten gemeinsam gearbeitet und festgestellt, dass wir uns sehr gut ergänzen.

Christian: Tim war der einzige, der halbwegs so einen Humor hatte, mit dem ich etwas anfangen konnte. Und nach einer gewissen Zeit hat man gemerkt: Das passt. Obwohl wir beide aus keiner Unternehmer-Familie stammen, entschieden wir uns, gemeinsam etwas Eigenes zu machen: The Kaikai Company.

Tim: Inzwischen entwickeln wir hauptsächlich in unserer Firma das Design für Industriegüter. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Maschinen, die Metall bearbeiten, sogenannte Werkzeugmaschinen. Etwa zehn Prozent unserer Arbeit machen aber auch Konsumgüter aus. Wir decken viel im Bereich des Actionsports ab. Hier entwickeln wir aber nicht nur das Design, sondern auch die Produkte selbst. Vom simplen Fitnessgerät über den hochwertigen Fahrradrahmen aus Carbon bis zur High-Tech-Unterschenkel-Prothese.

Euer Büro prägt ein eher industrieller Stil. Es stehen hier aber auch ein paar emotionale Dinge wie Fotos und Spielsachen herum. Was ist für eure Arbeit wichtiger: der Kopf oder das Bauchgefühl?

Christian: Das, was wir beim Kunden abliefern, ist Kopfsache. Wie wir zu einem Auftrag kommen, ist aber eher Bauchsache. Wir gewinnen unsere Kunden nicht über Webakquise oder so, sondern über Empfehlungen, und das hat, glaube ich, alles mit Bauchgefühl zu tun.

Tim: Wenn sich zwei Designer selbstständig machen, hast du meistens das Problem, dass beide gestalten wollen. Dann hat man zwei Häuptlinge und damit immer auch einen internen Wettstreit. Das gibt es bei uns eigentlich nicht, weil Christian ausschließlich für das Kreative zuständig ist und ich für die Zahlen. Das ist bei uns echtes Teamwork aus Kopf und Bauch, wenn man so will. Unseren Kunden bieten wir damit auch ziemlich viele Auswahlmöglichkeiten. In erster Linie suchen sie ja etwas Kreatives, das heißt, sie finden das schon mal ganz gut, wenn Christian mit Turnschuhen und Hut ankommt. Gleichzeitig finden sie es aber auch beruhigend, wenn sie dann mit mir noch jemanden im Anzug sehen.

“Jeder Mensch hat hundert gute Ideen am Tag. Der Knackpunkt ist, ob man etwas daraus macht.”

Nach welchen Kriterien habt ihr denn dann eure Einrichtung ausgewählt?

Christian: Wir haben ganz viel selber gebaut und gestaltet, zum Beispiel unsere Schreibtische oder die Deckenbeleuchtung. Das sind umgebaute Industrielampen aus einem Schlachthof. Übertrieben haben wir es aber nicht, weil wir das Büro ja nur gemietet haben. Da kann man ja nicht einfach 'ne Falltür einbauen...

Tim: ...oder das Auto neben dem Schreibtisch parken. Was für uns aber interessant war: Mein Vater, der vor 13 Jahren gestorben ist, war ein Vollblut-Architekt, der viel Geld für Design-Möbelklassiker verbrannt hat, und auf einmal habe ich das alles geerbt – unter anderem auch tonnenweise USM-Möbel. Damals war ich allerdings etwas überfordert damit, weil das zu einer Zeit kam, als ich immer mit einem kleinen Golf umgezogen bin und auf einmal hätte ich einen 7,5-Tonner gebraucht.

Heute stehen einige der USM Haller Sideboards und Regale bei euch im Büro.

Christian: Ja, sie sind für uns ziemlich praktisch. Ich finde es extrem schlau von Tims Vater, dass er sich diese Möbel gekauft hat. Ich meine, wann hat er sich die gekauft? Wahrscheinlich in den 70er Jahren.

Tim: Ja, im Laufe der Zeit.

Christian: Und so viele Leute haben etwas davon: Tims Vater hatte etwas davon, Tim hat jetzt etwas davon und seine Kinder werden auch noch etwas davon haben. Ich finde das schon cool. Das ist ja jetzt nicht so, dass man vor so einem Regal steht und „Wow“ sagt. Es haut dich ja nicht direkt um, aber es passt einfach immer gut. Und genau diese Beständigkeit ist bei USM der Wow-Effekt. Das muss man erst einmal schaffen, über Generationen hinweg so aktuell zu sein.

Den Designern ist ihre Büroeinrichtung besonders wichtig, denn für sie ist Arbeitszeit gleich Lebenszeit.

Es fällt auf, dass ihr wenige Schubladen in eurem Büro habt. Warum?

Tim: Wir sind grundsätzlich keine Fans von Schubladen. Das einzige Schubladenelement ist dieser Container hier, auch von USM. Mein Vater hatte ihn schon in seinem Büro stehen. Mich hat er dann während meines ganzen Studiums begleitet. Man konnte ihn abschließen und das war dann die kleine Welt, die man immer mitnehmen konnte. Wenn ich umgezogen bin, hatte ich immer eine Pflanze im Auto, meinen Computer und den Container. Und jetzt steht er eben hier in der eigenen Firma.

Eure Einrichtungsweise verfolgt ein einheitliches Konzept. Könnt ihr bei euren Kunden auch immer die gleiche Linie fahren?

Tim: Nein, gar nicht. Jeder Kunde bekommt von uns eine absolut individuelle Dienstleistung, das macht unser Geschäft auch so extrem schwierig. Wir können nicht einfach sagen, wir haben da mal eine Drehmaschine gemacht und davon übernehmen wir jetzt Teile für einen anderen Kunden. Wir starten immer bei Null. Jeder Kunde ist anders und jedes Produkt ein Unikat.

Christian: Eine Sache ist bei uns dann aber doch immer gleich: unser Qualitätslevel.

“Bei uns ist das echtes Teamwork aus Kopf und Bauch.”

Vielen Dank, Tim und Christian, dass ihr euren Cola-Vorrat mit uns geteilt und uns spannende Einblicke in die Welt der Designer gewährt habt!

Dieses Porträt hat das internationale Interviewmagazin Freunde von Freunden produziert. Noch mehr USM Möbel für das Büro und das eigene Zuhause finden sich hier.