Peter Schmucker

Peter Schmucker

Architekt

13. Juni 2017

Mannheim

Es ist ein traditionelles Haus, aber hier hebt es sich ab. Anders als die Wohnhäuser der Nachkriegszeit, die das Wohngebiet in Feudenheim, einem beschaulichen Vorort von Mannheim, zu großen Teilen prägen, orientiert sich das Haus von Peter Schmucker mit seinen großzügigen Fenstern und der schlichten Fassade an den umliegenden Haustypen des frühen 20. Jahrhunderts. Die Bauvorschriften sind schrecklich streng hier, sagt Peter Schmucker, der vor gut einem Jahr mit seiner Frau Natascha und zwei Kindern herzog. Peter ist Architekt und die vierte Generation des Familienunternehmens Schmucker und Partner. Sein Urgroßvater hat das Büro in den frühen 30er Jahren gegründet, sein Großvater hat es groß gemacht. Heute wird es von Peter, dessen Vater, Onkel und zwei weiteren Partnern geleitet. 2013 hat man neue Räumlichkeiten in einem ehemaligen Notgetreidespeicher im Mannheimer Hafen bezogen. Der umfangreiche Umbau des alten Industriegebäudes ist für Peter eine Herzensangelegenheit gewesen. In ihm spiegeln sich die rauen Kontraste seiner Heimatstadt Mannheim. Aber auch die Reibungen, die es im Familienunternehmen ab und an gibt. Bei der Planung seines 140qm kleinen Wohnhauses in Feudenheim hat Peter etwaigen familiären Konflikten mit funktionalen Strukturen vorgebeugt.

“Das Konzept muss vorab klar sein. Da kommt auch das USM Haller Sideboard ins Spiel. Es hat diese starke Ordnung, die so viel erträgt.”

Was die Gestaltung des neuen Hauses betrifft, hat Peters Frau Natascha dem Architekten meist freie Hand gelassen. Den vorderen Teil des USM Haller Sideboards hat sie aber gleich für ihr kleines Archiv an Familienfotos reserviert.

Peter, ihr wohnt hier als vierköpfige Familie. Wo ist all der Krimskrams, den der Alltag mit sich bringt?

Wir verstauen Vieles im Hinterhaus. Das Haus das hier stand, bevor wir das Grundstück gekauft haben, ist Anfang des 20. Jahrhunderts für einen Metzger gebaut worden, dort hinten war seine Wurstküche. Wir haben es zurückgebaut, um es als oberirdischen Keller und Haushaltsraum zu nutzen. Viel Stauraum hat man hier ja sonst nicht. Deshalb mussten wir auch unsere Einrichtung sehr genau planen – bereits vor der Bauphase.

Ich habe die Basis bewusst nüchtern gehalten. Die ganzen Sachen, die das Leben so bringt, ergänzen das Bild mit der Zeit. Natürlich verändern sich immer noch Kleinigkeiten. Aber das Konzept muss bei so einer Aufgabe vorab klar sein. Da kommt das USM Haller Sideboard ins Spiel. Es hat diese starke Ordnung, die so viel erträgt. Ich denke sehr rational. Als Architekt, aber auch als Mensch, stelle ich mir ständig die Frage, warum etwas so sein muss, wie es ist. Dieses Möbel gibt mir da viele Antworten.

Wie genau meinst du das?

Wir brauchten explizit etwas, das den gesamten offenen Raum visuell verbindet und die einzelnen Wohnbereiche ergänzt. Vorn funktioniert es als Teil der Küche, auf Höhe des Essplatzes haben wir Geschirr und Gläser untergebracht. Jenseits des Rational-Ästhetischen hat das USM Möbelbausystem Haller für mich aber auch einen extrem emotionalen Wert. Mein Vater hat in den 80er Jahren bei Fritz Haller in Karlsruhe Architektur studiert. Wir hatten dann all diese alten Werkzeuge zuhause und ich erinnere mich, wie er da immer auf dem Boden kniend rumgeschraubt hat. Noch heute lagern kistenweise historische Verbindungsteile bei uns im Büro.

Peter Schmucker in seinem Büro. Es konzentriert sich nicht mehr alles auf eine Person, wie zu Großvater Schmuckers Zeiten. Die Strukturen sind familiär – im Guten wie im Schlechten. Am Ende tragen wir aber alle Entscheidungen gemeinsam.

“Als Architekt, aber auch als Mensch, stelle ich mir ständig die Frage, warum etwas so sein muss, wie es ist. Dieses Möbel gibt mir da viele Antworten.”

Haller hat sein Möbelbausystem aus einem Bausatz für Gebäude entwickelt. Glaubst Du, dass es so viele Architekten anspricht, weil es diese baulichen Strukturen aufweist?

Das kann gut sein, in meinem Fall kann ich das aber nicht so genau sagen. Neben meiner Matratze war mein erstes Möbelstück überhaupt ein USM Haller Sideboard. Mein Vater hat es mir mitgegeben als ich mit 18 in meine erste kleine Bude mit Kochnische zog. Es war exakt dieselbe Ausführung wie dieses blassgraue hier, allerdings etwa halb so lang und weiß. Durch die aktuellen Farben hat sich das Möbel für mich dann nochmal neu erfunden, denn so hart es auch wirkt – der Ton macht es weicher, wohnlicher. Allgemein glaube ich, dass sich das USM Möbelbausystem Haller mit solcher Selbstverständlichkeit in meinen Alltag etabliert hat, weil ich seit frühen Kindertagen damit vertraut bin. Vielleicht ist es ähnlich wie mit der Architektur.

Du entstammst einer richtigen Architekten-Dynastie, die das Mannheimer Stadtbild seit Jahrzehnten mitgestaltet. Wie hat es Dich und Deine Familie gerade hierher, in dieses Feudenheimer Wohngebiet verschlagen?

Ich mag den kleinbürgerlichen Charme dieses alten Ortsteils, auch wenn es eigentlich eher die B-Lage des Vororts ist. Leider war es wirklich mühsam, den Entwurf für unser Haus durchzukriegen. Besondere Abweichungen gab es zwar nicht, aber es gab nach Einführung des Bebauungsplans kein Referenzprojekt und generell werden Veränderungen hier erst einmal als politisches Problem gesehen. Wenn ich in einem neutraleren Umfeld gebaut hätte, wäre sicher mehr Neutra drin. Aber hier war schnell klar: Das prägende Ortsbild muss erhalten bleiben. Es gibt ‘ne Putzfassade und ‘ne Biberschwanzeindeckung mit Steildach. Es ist eben doch sehr dörflich hier.

Peters Vater hat bei Fritz Haller studiert und ihn früh mit dessen Möbelbausystemen vertraut gemacht. Heute lagern die Werkzeuge und Verbindungsteile der ersten USM Generation im gemeinsamen Büro.

Du hast eine Weile in Berlin gewohnt, aber die mit Abstand meiste Zeit deines Lebens in Mannheim verbracht. Welche Bedeutung hat die Stadt für Dich?

Ich bin schon durch und durch Mannheimer. Es mag vielleicht nicht allzu viele Gründe geben, diese Stadt zu besuchen, aber jeder definiert Heimat ja irgendwie anders. Für mich ist Mannheim vor allem sehr widersprüchlich, beinahe schizophren, aber ich schätze das sehr. Es ist nicht groß, aber doch sehr urban und hat als ehemalige Arbeiterstadt definitiv eine sehr raue Seite. Im Bausektor ist hier gerade auch ziemlich viel los, schon allein wegen der Konversion. Mannheim war ein Hauptstützpunkt der Amerikaner, allein dadurch sind extrem viele Flächen frei. Es wurden aber auch ganze Quadrate abgerissen, von Grund auf neu geplant, vieles aber auch umgenutzt. Eine sehr spannende Zeit für einen Architekten.

Euer Büro hat vor einiger Zeit ein altes Industriegebäude im Mannheimer Hafen bezogen, das Ihr umfangreich umgebaut habt. Wie kam es dazu?

Wir kannten das Gebäude, diesen alten Notgetreidespeicher, der aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammt. Er war bis Anfang der Achtziger in Betrieb, seitdem stand er leer. Wir brauchten dringend etwas Neues, denn unser Büro war bis dahin in einem etwas verlebten Wohngebäude meines Großvaters ansässig, vor allem der Grundriss war längst unpassend geworden. Also haben wir angefangen, den Hafendirektor von einer Umnutzung zu überzeugen. Der gesamte Hafen ist hier in Landesbesitz, da passiert leider ansonsten recht wenig, er ist ja auch noch voll in Betrieb. Das hat alles lange gedauert, hat sich aber gelohnt. In 2013 ging der Speicher7 in Betrieb und unser Büro hat die gesamte obere Etage bezogen.

Das im Speicher ansässige Hotel samt Bar führt ein befreundeter Gastronom, der die Räume maßgeblich mitgestaltet hat. Bei so einem Projekt brauche man nicht nur eine starke Vision, sondern vor allem gute Leute, die mitziehen, sagt Peter.

Die Inneneinrichtung Eures Büros hat stilistisch ein paar Brüche. Ist sie auf ähnliche Weise über Generationen „gewachsen“ wie das Unternehmen selbst?

Definitiv. Es gibt Dinge die sind zeitlos, wie die USM Möbelbausysteme. Mein erstes USM Haller Regal steht heute im Empfangsbereich des Büros, gleich hinter der USM Haller Theke, deren Oberfläche mal in Eigenarbeit abgeschliffen wurde. Aber manchmal merkt man den Generationenunterschied dann doch. Was die Architektur des Speichers betrifft, wäre ich persönlich sicher noch offensiver mit der alten Bausubstanz umgegangen. Weniger wegspachteln, mehr baren Beton. Gerade bei so starken Strukturen, viel Stahl, hohen Traglasten muss man unbedingt mit dem Gebäude arbeiten. Da irgendein Raumprogramm hineinzudonnern, wäre eine regelrechte Vergewaltigung der vorhandenen Strukturen gewesen.

Es gibt eine Menge Herausforderungen, aber die machen solche Umnutzungen ja auch so unheimlich reizvoll. Ob es da nun um Nachhaltigkeit geht oder um ästhetische Aspekte. Wahrscheinlich hätte ich mich auch mit meinem eigenen Haus auch leichter getan, wenn ich nicht bei null hätte anfangen müssen. Dafür hatten wir natürlich die Möglichkeit, eine wirklich maßgeschneiderte Lösung zu finden.

Danke, Peter, für einen Vormittag in der Vorstadt, allerlei Architektur-Anekdoten und fantastische Panoramen einer Stadt, die wir bisher vielleicht zu wenig auf dem Schirm hatten. Noch mehr Infos über das Architekturbüro Schmucker & Partner gibt es hier.

Dieses Porträt hat das internationale Interviewmagazin Freunde von Freunden produziert. Noch mehr USM Möbel für das eigene Zuhause finden sich hier.