Martin Rein-Cano

Martin Rein-Cano

Landschaftsarchitekt

14. Mai 2015

Berlin

Landschaftsarchitekten kümmern sich lediglich um Buchsbaumhecken und Streuobstwiesen? Weit gefehlt! TOPOTEK1 beweist seit 1996, dass es um viel mehr geht. Das Projekt für Superkilen etwa, einem Park in Kopenhagen, bescherte den selbsternannten „Topotekten“ auch weltweite Aufmerksamkeit: Gesellschaftliche Themen und Probleme sollten nicht bloß mit hübschem Grün übertüncht, sondern als Teil des Parks sichtbar gemacht werden. Die subversive Herangehensweise des Büros ist Philosophie wie Prinzip – wie auch die geschichtsträchtige Adresse in der Berliner Sophienstraße. Martin Rein-Cano, der TOPOTEK 1 gemeinsam mit Francesca Venier und Lorenz Dexler leitet, spricht über die besondere Location und erzählt aus der zwanzigjährigen Firmenhistorie. Der respektable Eingangsbereich ist mit einer imposanten USM-Regalwand bestückt, die über die Jahre mit dem 40-köpfigen Team mitwuchs.

“USM sind Systemmöbel von ästhetischer Kraft. Sie sind toughes Statement und Statussymbol zugleich.”

Tolles Gebäude! Wo befinden wir uns?

Wir sind im Handwerkervereinshaus, einer Art Gewerkschaftshaus. Ein hochpolitischer, ein sehr linker Ort, an dem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gesprochen haben. In der DDR waren die Probebühnen und Werkstätten des Maxim-Gorki-Theaters hier, so dass man nach der Wende im Gebäude herumwandern konnte und mitunter noch Skizzen für Bühnenbilder gefunden hat – das fühlte sich ein bisschen so an, als würde man nachts alleine durch ein Kaufhaus laufen.

Mitte der 1990er Jahre sind wir mit TOPOTEK 1 unters Dach gezogen. Wenig später kamen Künstler hinzu, Sasha Waltz zog mit ihrer Truppe ein. Seitdem gibt es die Sophiensaele. Als wir mehr Raum brauchten, sind wir schließlich ins Erdgeschoss, in die frühere Bibliothek, gezogen. Wo der Kicker steht, war früher eine Druckerpresse, auf der Flugblätter für die Novemberrevolution 1918/19 gedruckt wurden.

In dem vorderen Raum steht unser Besprechungstisch. Der Flügel dort stammt noch aus der Beethoven-Zeit und ein paar unserer Mitarbeiter spielen manchmal darauf. Ich finde es toll, wenn ein Haus so viel Geschichte hat – das macht Spaß. Und die Gäste aus Amerika sind immer ganz begeistert!

Der Flügel stammt noch aus der Beethoven-Zeit. Von Rosa Luxemburg bis Sasha Waltz, viele Berühmtheiten gingen in den Räumen, in denen TOPOTEK 1 sitzt, ein und aus.

Du leitest das Büro gemeinsam mit deinen Partnern Francesca Venier und Lorenz Dexler – wofür bist du zuständig?

Während unsere Bauabteilung hauptsächlich deutsch und männlich ist, ist die Entwurfsabteilung vor allem weiblich und aus dem Ausland. Kindergarten nennen wir die Entwurfsabteilung. Dafür bin ich zuständig wie auch für die Einrichtung. Darüber hinaus haben wir noch Sekretariat und Public Relations.

Euer USM Möbel ist sofort präsent, wenn man euer Büro betritt. Es ist Blickfang und Sichtschutz zugleich. Was schätzt du so daran?

Das USM Möbel ist ein total cooles Teil! Es ist ein Systemmöbel – es hat diesen industriellen Ausdruck und darin liegt seine ästhetische Stärke. Ich glaube, es ist Statussymbol und toughes Statement zugleich. Wenn wir in Paris wären, würde man „bourgeois-bohème“ dazu sagen. (lacht)

Dieses Möbelstück kann wachsen, auseinander genommen werden. Ich mag, dass man aus einem viele Möbelchen machen kann – das macht schon Spaß! In Deutschland steht es an ganz vielen Orten, sie vermitteln Aufgeräumtheit und Wohlstand zugleich – ein westdeutscher Klassiker eben. Hier hat es eine arty Komponente. Und es ist wunderbar, wie das zusammengeht.

“Man erkennt ganz klar, wie die USM-Möbel aufgebaut sind – das lieben Architekten.”

Du hast in Karlsruhe auf Fritz Haller, den Designer der USM-Möbel, getroffen. Welchen Eindruck hat er auf dich gemacht?

Ich habe mich mit einer Assistentin von Fritz Haller angefreundet und ständig an seinem Institut herumgehangen – und so habe ich ihn auch persönlich erlebt. Er war ein toller Kerl, so richtig alte Garde. Das war wirklich jemand aus einer ganz anderen Generation, aus einer ganz anderen Zeit. Er hat in seinem Institut förmlich residiert – aber man fühlte sich nicht unwohl in seinem Hofstaat (lacht)!

Haller arbeitete als Architekt und hat sich gleichzeitig als Designer verdingt. Was ist so besonders an seinen Entwürfen?

Gerade dem USM-System sieht man das konstruktive Denken Hallers an, so etwas würde einem ‘genuinen’ Designer nicht einfallen. Ein Designer würde wahrscheinlich von der Form zum Tragwerk kommen, während Haller umgekehrt daran heranging. Man erkennt deshalb ganz klar, wie die USM-Möbel aufgebaut sind – das lieben insbesondere wir Architekten.

Nach TOPOTEK 1 sollen gesellschaftliche Themen und Probleme nicht bloß mit hübschem Grün übertüncht, sondern öffentlich sichtbar gemacht werden.

Habt ihr das Möbelstück schon einmal umgebaut?

Das Möbelsystem hat sich unglaublich gewandelt! Es ist quasi mitgewachsen. Zunächst hatten wir mehrere einzelne USM-Möbel – dann haben wir diese zu einer Regalwand kombiniert. Als wir letztes Jahr diesen Raum bezogen haben, kamen die letzten fünf Elemente hinzu.

So kompakt dient unsere Regalwand als Sichtschutz – und dient gleichzeitig als Aufbewahrung für unser Material! Es war eine gute Investition, das USM-Möbel zu kaufen. Vielleicht setzen wir oben noch eine Reihe drauf, sobald unser Sekretariat mehr Stauraum braucht.

Letzte Frage: Woher kommt euer Name TOPOTEK 1?

Für das, was wir machen, gab es immer nur Additivwörter: Landschaftsarchitekt, das klingt wie ein Architekt, der aber eigentlich etwas anderes macht. Genauso Landespfleger oder Grünplaner, da gibt es tausend Begriffe.

Ich fand es schön, für unsere Tätigkeit einen eigenen Namen zu finden. Und so ist, ähnlich dem Begriff „Architektur“, die Idee von „Topotektur“ entstanden: topos als Ort und -tektur, das Schaffen des Ortes. Und da wir die ersten Topotekten waren, haben wir noch die „1“ hinzugefügt!

Martin Rein-Cano hat bei Fritz Haller, dem Designer der USM-Möbel, studiert: "Er war ein toller Kerl und hat in seinem Institut förmlich residiert – aber man fühlte sich nicht unwohl in seinem Hofstaat. "

Danke an Martin für seine spannenden Gedanken und den Einblick in seine fantastischen Räume!

Dieses Porträt hat das internationale Interviewmagazin Freunde von Freunden produziert. Dort sind noch weitere Informationen zu Martins Person und seiner Arbeit zu finden.

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