Erik Schmidt
Künstler
11. April 2017
Berlin
Seit 18 Jahren wohnt der Berliner Künstler Erik Schmidt in seiner Plattenbauwohnung am Platz der Vereinten Nationen. Geboren ist er in Herford, studiert hat er in Hamburg. In Deutschlands Hauptstadt fand er schließlich die Freiheit, Künstler zu sein. In seinen Kunstwerken kombiniert er Malerei, Film und Fotografie. Dabei lässt er sich von seiner Umgebung inspirieren. Berlins ständige Veränderungen faszinieren ihn. So war es kein Zufall, dass eine seiner ersten dort entstandenen Serien von Autos und Parkplätzen handelte. Von seiner Wohnung hat man das Stadtgeschehen bestens im Blick. Und ganz wie die Stadt selbst verändert sich auch Erik Schmidts Zuhause stetig.
“Meine Wohnung verändert sich die ganze Zeit. Ich würde es nicht mögen, wenn sie fertig wäre.”
In Berlin träumen alle von Altbauwohnungen. Wie kommt es, dass du ausgerechnet in einem Plattenbau wohnst?
Als ich 1995 von Hamburg nach Berlin kam, um für einen Künstler zu arbeiten, gab es hier viel Wohnraum und alle Leute wollten in einen Altbau ziehen. Ich wohnte erst in der Prenzlauer Allee, dann fand ich diese Wohnung mit dem aufgesetzten Atelier-Kasten – in der DDR eine Künstlerwohnung. Sie war frei und keiner wollte sie haben. Doch ich mag die Lage und das Licht hier. Ich wohne ganz oben und kann auf das Dach rausgehen. Ich sitze aber auch gerne einfach oben am Fenster – da hat man das Gefühl, am Leben der Stadt teilzunehmen.
Du bist Maler und ergänzt deine Arbeiten mit Filmen und Fotografie. Wie kamst du zur Malerei?
Ich habe immer gezeichnet und gemalt, wollte aber nicht zwingend Künstler werden. Nach dem Abitur bin ich zum Zivildienst und Illustrationsstudium nach Hamburg. Erst in Berlin wurde mir allerdings bewusst: Ich will wirklich Kunst machen.
Wie war die Berliner Kunstszene Mitte der 1990er?
Es gab hier keine eigentliche Kunstszene wie in Paris oder London. Aber es passierte etwas. In Hamburg hatten sie mir beim Berufsverband für Bildende Künstler gesagt, ich sei kein Künstler, weil ich an der Fachhochschule studiert hatte. Dort ging es darum, wo man herkam. Berlin war anders – hier fragte niemand, wo man studiert hatte. Hier war nur wichtig, was man jetzt machte.
Welche Rolle spielt es für dich, hier zu leben?
Für meine Kunst spielte mein Aufenthaltsort schon immer eine große Rolle, da ich meine Fotos als Vorlage für meine Bilder verwende. Nach meinem Umzug nach Berlin habe ich die Umgebung gemalt und den Film „Parking“ produziert, in dem ich durch die Straßen fahre und ein- und ausparke. In der Stadt gab es damals viel Raum. Man musste sich keinen Platz erkämpfen. Man ist rumgelaufen und hat leicht andere Leute kennengelernt. Alles war in Veränderung.
Apropos Veränderung: Wie hat sich deine Wohnungseinrichtung mit der Zeit entwickelt?
All die Möbel und Gegenstände sind zusammengesammelt – vom Flohmarkt, von Ebay oder von Freunden. Anfangs hatte ich wenig Geld, jetzt macht es einfach Spaß, die Sachen tauschen zu können. Die Stühle im Esszimmer habe ich im Gegenzug für ein kleines Bild bekommen, die Regale schenkte mir eine Freundin. Der Wohnzimmerteppich ist aus dem Laden einer Freundin. Meine Wohnung verändert sich die ganze Zeit. Ich würde es nicht mögen, wenn sie fertig wäre.
Wie entscheidest du, welche Gegenstände in deine Wohnung kommen?
Ich sammle gerne, aber das ist nichts Bewusstes. In dem einen Moment finde ich etwas schön, überlege aber nicht, ob das Geschirr in ein paar Jahren in Japan wertvoll sein könnte. Das ist ähnlich wie, wenn ich eine neue Serie male und dann ausstelle. Erst hinterher merkt man, was gut war.
Dein Wohnzimmer oben ist in Naturtönen gehalten, im Esszimmer geht es viel bunter zu.
Die typische Architektenwohnung ist ja weiß und schwarz – das finde ich nicht gemütlich. Farbe ist wichtig. Der rote Tisch ist einer der wenigen Möbelstücke, die ich mir neu gekauft habe.
Warum ein gelbes USM Haller Sideboard?
Vor ungefähr vier Jahren bei Ebay. Ich fand das USM Haller Sideboard interessant, weil es diese Farben gibt. Ich wollte ein gelbes Sideboard, das bezahlbar ist – vielleicht gebe ich es eines Tages ja weiter. Jetzt nutze ich es für gesammeltes Geschirr vom Flohmarkt und die Aschenbecher der letzten Party.
Wieso trennst du eigentlich deinen Wohn- und Arbeitsraum?
Früher habe ich noch hier oben gearbeitet. Doch die Gemälde wurden mit der Zeit größer, ich habe mehr gearbeitet und konnte mir mehr leisten. Zuhause mache ich Zeichnungen und bearbeite Fotos. Malerei findet nur im Atelier statt – der Geruch der Ölfarben in der Wohnung ist nicht so angenehm.
Dein Atelier ist in einem ehemaligen Fabrikgebäude im Wedding. Wie hast du es dir hier gemütlich gemacht?
Im Gegensatz zu meiner Wohnung schmeiße ich hier direkt alles weg, was ich nicht mehr brauche. Ich habe Platz zum Malen, viele Bilder und ein bisschen Stauraum. In den roten USM Haller Rollcontainern bewahre ich Kleinkram wie alte Filmrollen und Tusche auf. Als Freund des Kleinmöbels mit Rollen finde ich die USM Haller Rollcontainer am schönsten. Ich bin fasziniert von allem, was man auseinanderbauen und wieder zusammensetzen kann. So kann man es immer wieder verändern und auch weitergeben.
Wenn du nochmal umziehen würdest – wohin?
Ich bin ein bisschen gefangen in meiner Wohnung, weil sie mir immer noch so gut gefällt. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würde ich direkt nach Berlin-Mitte mit Garten oder Hinterhof ziehen. Viele meiner Freunde wohnen nun in Brandenburg. Das interessiert mich aber nicht. Ich finde Berlin weiterhin spannend.
“In Berlin fragte niemand, wo man studiert hatte. Alle kamen von irgendwoher. Hier war nur wichtig, was man jetzt machte.”
Vielen Dank, Erik, für den Tag, den Blick über die Plattenbaudächern und deine Begeisterung für Farben!
Dieses Porträt hat das internationale Interviewmagazin Freunde von Freunden produziert. Noch mehr USM Möbel für das eigene Zuhause finden sich hier.