Bettina Brenn

Bettina Brenn

Journalistin

16. April 2015

Hamburg

Wer die Wohnung von Bettina Brenn betritt, wird sich nicht satt sehen können. Denn die Hamburger Beauty-Journalistin, die aufsehenerregende Fotostrecken konzipiert, hat ein gutes Händchen für die richtige Komposition. Die eigens für den Flur entworfene Neon-Garderobe bildet einen tollen Kontrast zu den Familienerbstücken. Die Platte des Esstisches aus Kindheitstagen steht auf neuen, moderneren Tischböcken. Alles verströmt einen lebendigen Charme: egal, ob das sonnengelbe USM Möbel oder die von Bettina produzierten Fotografien.

“USM ist lässig und passt zu jedem Stil.”

Du arbeitest als Beauty-Redakteurin. Wie ästhetisch geht es bei dir privat zu?

Sehr. Nichts ist bis ins Letzte durchkomponiert, aber ich habe eine klare Vorstellung von Inneneinrichtung. Ich würde mir kein Fahrrad kaufen, nur weil es praktisch ist. Auch eine Wohnung mit Raufasertapete käme nie in Frage. Es geht nicht darum, was andere denken, aber ich selbst hätte die Tapete täglich, stündlich, immer vor Augen. Das würde ich überhaupt nicht mögen.

Täuscht der Eindruck oder wird alles immer hübscher? Alles, wirklich alles an täglichen Gebrauchsgegenständen soll heute ansehnlich sein: Das Kehrschaufel-Set ist im Idealfall aus Japan, handgeschnitzt, damit man es im Flur an die Wand hängen kann.

Ich mag es, wenn Alltagsgegenstände gut designed sind. Wir hatten früher immer ein lindgrünes Spültuch, das wunderbar zu unseren Küchenmöbeln passte. Leider gibt es das Tuch in der Farbe nicht mehr. Ich glaube, andere Länder sind Deutschland da voraus. Hier entstehen zwar tolle Möbel und herausragende Architektur. Bei Alltagsgegenständen ist unser Auge gutes Design trotzdem nicht gewohnt. Ergo: Es existiert nicht.

Ich liebe ausländische Supermärkte. Meine Mitbringsel kaufe ich hauptsächlich dort, weil man da Dinge findet, die cool aussehen, dabei aber ganz banal sind. Die typische Pfefferdose in Brasilien zeigt einen Hahn und ist wunderschön.

“Mich langweilt Perfektion.”

Wie sieht dein Alltag bei Grazia als Beauty Editor-at-Large aus?

Meine Mutter hat meinen Beruf anfangs nicht verstanden und immer erzählt: “Meine Tochter macht irgend etwas mit Jetset.” Mit Jetset hat das nicht viel zu tun. In meinem Job bin ich Bildredakteurin, Produzentin und oft auch Texterin in einem. Mal bin ich beim Fotoshoooting, mal auf Presseevents, doch meistens sitze ich in der Redaktion, bereite ein Interview vor oder suche einen Tag lang nach dem perfekten Foto. Diese Abwechslung ist toll. Ich bin gerne unterwegs, was als Mutter nicht immer einfach ist. Von jeder Reise komme ich aber mit etwas zurück: : einer Inspiration, einer Farbe, einem Gespräch, das einen auf neue Gedanken und deshalb kreativ weiterbringt.

In deinen Fotostrecken sieht man selten einfach nur hübsche Gesichter. Wann ist Schönheit langweilig, wo wird sie aufregend?

Mich langweilt Perfektion. Wenn auf einem Foto alles schön ist: das Haar, das Make-up, das Mädchen selbst und auch die Bluse, fange ich an zu gähnen. Mich inspiriert ein Model, das eine große Nase hat, eine dicke Lippe, buschige Augenbrauen, abstehende Ohren.

Ich erinnere mich an eine Produktion für Maxi mit einer Engländerin, die eine sehr große Zahnlücke hat. Daraufhin bekamen wir zig Leserbriefe mit dem Tenor: Wir freuen uns, dass ihr endlich mal echte Schönheitsmakel zeigt. Dabei hatte ich das Mädchen ausgesucht, weil ich sie wirklich schön fand.

Daran, dass die Branche, in der ich arbeite, geschmäcklerisch ist und polarisiert, habe ich mich gewöhnt. Selbst mein Mann und ich sind fast nie einer Meinung. Aber Männer mögen Frauen oft klassisch schön.

Für Bettina ist USM das beste Beispiel dafür, wie Möbel sich unserem Leben anpassen können.

Existiert so etwas wie der richtige Stil? Ob beim Thema Schönheit oder Wohnen?

Ich habe eine Freundin mit einem unglaublichen Stylingfimmel. Sie trägt riesige Ketten, dazu Armreifen, ein Haarband, einen Strass-Cardigan, einen Tellerrock aus den 50ern und wilde Louboutins an den Füßen. Das bin ich nicht, aber bei ihr denke ich: WOW! Das ist authentisch und nicht aufgesetzt.

Genauso ist es auch beim Wohnen. Man muss hereinkommen und entdecken, dass genau dieser Mensch dort lebt. Statt von dem richtigen Stil zu sprechen sollte man lieber schauen, ob man jemandem die Art, wie er lebt oder sich kleidet, abnimmt. Dann kann auch Hässliches richtig sein.

Das ein oder andere verletzt mein Harmonie- oder Stilempfinden natürlich trotzdem. In der Werbeagentur Jung von Matt ist Deutschlands Durchschnittswohnzimmer aufgebaut. Und mit der scheußlichen Sofagarnitur oder dem Eichenfunier dort tue ich mich schwer.

Fälschlicherweise glauben ja viele, Einrichtung hätte etwas mit dem Preis zu tun. Das ist Quatsch. Ausschlaggebend ist: Wohnen braucht Zeit. Es gibt nichts Schlimmeres als Räume, die zum Einzug komplett eingerichtet sind. Leben und Zufälle gehen dabei verloren.

Gibt es einen Ratschlag, wie man beim Wohnen nichts falsch machen kann?

Wie gesagt, man sollte sich Zeit lassen und lieber auf Keypieces sparen und den Rest darum herum arrangieren. Das bedeutet: immer die Augen offen halten!

Unsere Sessel habe ich günstig auf dem Flohmarkt gefunden und neu beziehen lassen. Die Lampe über dem Esstisch haben wir provisorisch angebracht. Gekauft im ersten Jahr, weil Weihnachten vor der Tür stand und ich wusste, wenn es beim Essen nur indirektes Licht und eine Kerze gibt, bekommt meine Mutter einen Vogel.

Eine Wohnung lebt von solchen Geschichten. Unser Esstisch ist aus dem Elternhaus von meinem Mann David, an dem saß er als Kind. Wir haben die Tischplatte, in der noch Krümel von 1960 lagen, aufarbeiten lassen. Der Tisch hatte ursprünglich gedrechselte Beine, die einem die Strumpfhosen kaputt machten, deshalb haben wir ein neues und moderneres Tischgestell darunter montiert.

Und was sind das für fantastische Kissen auf den gelben Stühlen, die an dem Tisch stehen?

Die sind von Pucci und waren mal Platzkissen bei einer Fashionshow Ende der Neunziger Jahre. Eine Freundin, die heute bei der Vogue arbeitet, hat sie mir vor Ewigkeiten zum Geburtstag geschenkt.

Warum hast du dich für genau dieses USM Regal entschieden?

Das war ein langer Weg dorthin. Weiß, gelb, weiß, vielleicht eine andere Farbe – so ging das über drei Jahre. Wir haben auch lange darüber nachgedacht, bis wir die richtige Form gefunden haben. Eigentlich wollten wir ein USM Möbel im Querformat für die gegenüberliegende Wand, die ist jedoch zwei Zentimeter zu kurz dafür. An der Stelle, an der wir es jetzt positioniert haben, stand jedoch der Ofen im Weg. Also haben wir entschieden: Hochkant soll das USM Möbel sein, drei Fächer haben und alle davon geschlossen. Denn wir brauchen Stauraum und nicht nur hübsche Repräsentationsfläche.

In den Neunzigern drehte sich alles um die richtige Handtasche – heute geht es um das rare Mid-Century Möbelstück oder ein USM Regal. Warum wurde Wohnen in den letzten Jahren so wichtig?

Wie man lebt, ist ein sehr deutsches Thema. Trotz der wahnsinnigen Designkultur gibt man in Italien nicht besonders viel Geld für Möbel aus. Ein Grund ist sicher, dass der Modemarkt hierzulande gesättigt ist und eine Werteverschiebung stattgefunden hat. Heute gibt es zig Ketten, die gute Mode entwerfen oder eher, bedauerlicherweise, kopieren.

Damit blieb das Thema Living. Da gab es vorher nix. Früher konnte man nur in Möbelläden, die entweder wahnsinnig teure Stücke oder scheußliche im Angebot hatten, einkaufen. Erst ab 2000 etwa schwappten die skandinavischen Designmarken nach Deutschland. Mid-Century Möbel und Flohmarkt wurden wieder schick.schick. All das kombiniert mit Klassikern wie einem USM Regal ist stilvoll und trotzdem erschwinglich.

Wohnen braucht Zeit. Leben und Zufälle bleiben in Bettinas Einrichtung fühlbar.

Was macht ein USM Möbel so besonders, dass man mit ihm von Wohnung zu Wohnung und von Lebenssituation zu Lebenssituation (um)zieht?

Das ist sicher nicht unsere letzte Wohnung, und dass man ein Möbel bedingungslos erweitern, umbauen und anpassen kann, macht es eindeutig zu einem Stück fürs Leben. Dazu ist USM lässig, passt zu jedem Stil. Man kann die Möbel trennen und einzeln wieder aufbauen. Wer seine Einrichtung schlichter mag, kauft ein Regal in weiß. Farbig ist es wie ein Stück Kunst, das dazu noch praktisch und unkaputtbar ist.

Viele Möbelklassiker stammen aus der Hand von Architekten – das gesamte Bauhaus, auch das USM System wurde von dem Architekten Fritz Haller und dem Ingenieur Paul Schärer, dem Enkel des Firmengründers, entwickelt. Sind Architekten die besseren Produktdesigner, weil sie sich mehr für Funktion als den Zeitgeist interessieren?

Es sind in jedem Fall Menschen, die sich mit ästhetischen Formen beschäftigen, dabei aber in langen Zeiträumen denken. Das bedeutet, auch in ihre Gestaltung von Möbeln fließt eine andere Perspektive mit ein. Einem Architekten geht es auch darum, dass Möbel und Dinge sich unserem Leben anpassen.

USM Möbel sind dafür das beste Beispiel: Wir haben zur Zeit Aktenordner in unserem Regal, vielleicht werden wir irgendwann Gläser oder Teller hinein stellen, Freunde von mir aus Berlin nutzen es mit einer zusätzlichen Platte obendrauf als Wickelkommode.

Gibt es einen Gegenstand, bei dem du dir eine gestalterische Generalüberholung wünschst?

Spontan fallen mir nur Mehrfachsteckdosen ein. Die sind hässlich und stauben ein. Zwar gibt es auch da bereits Alternativen aus Beton oder als geometrisches Objekt. Die hätte ich längst gekauft, hätte ich nicht Sorge, dass sie womöglich nicht sicher sind.

Danke an Bettina für den schönen Nachmittag und den Einblick in deine inspirierende Wohnung!

Dieses Porträt hat das internationale Interviewmagazin Freunde von Freunden produziert. Noch mehr USM Möbel für das Büro und das eigene Zuhause finden sich hier.